Wie kommst du eigentlich von A nach B?

Hallo meine lieben Leute! :) 

 

Wie kommst du eigentlich von A nach B? -Gute Frage. 

Nachdem ich mich in Deutschland an das selber Auto fahren gewöhnt hatte, muss ich mich hier wieder komplett umstellen. Auto fahren darf ich hier nicht, weil ich dafür nicht versichert bin...und ich wöllte es auch nicht machen. Der Verkehr ist hier um einiges verrückter, glaubt mir. 

 

Das mit dem Hupen hält sich meiner Meinung nach noch in Grenzen. Aber es fährt irgendwie jeder, wie er will. Spuren sind oft nicht aufgezeichnet, sodass man vor sich nur ein breites Asphaltfeld sieht. Zu Unfällen kommt es wirklich oft. 

 

Doch trotz allem, nimmt man es mit den Sicherheitsvorkehrungen im Auto manchmal nicht so ernst. Was meine ich damit? 

Ich habe hier eine Autofahrt erlebt, die ich wohl nie vergessen werde. Unser Klaviertransport. 

In einem der Zentren gab es zwei Klaviere und da ich sehr gerne spiele, haben wir eines davon in unsere Wohnung bekommen.

Aber wie...

Macht euch einfach selbst ein Bild davon: 

 

Ja, wir waren alle in einem Kleintransporter.

Das Klavier stand einfach so im Kofferraum.

Genauso wie wir. Ungesichert. 

Und dann habe ich noch ein "Live-Konzert" im Auto gegeben. 

Es war einfach feierlich. :D

 

 

Das Auto fahren hier ist also wirklich verrückt. 

 


Doch auch als Fußgänger hat man es nicht leicht. 

 

Dieses Verkehrsschild haben Christin und ich folgendermaßen gedeutet: 

Renne über die Straße, wenn du heil auf der anderen Seite ankommen willst. 

....und ich finde, da ist was Wahres dran. ;)

 

Man muss wirklich immer ganz genau schauen, wenn man die Straße überquert. Auch bei Fußgängerampeln. Manchen Autofahrern ist es egal, dass wir gerade grün haben. Sie fahren trotzdem. 

Erst vor kurzem wurde jemand aus unseren Zentren angefahren, obwohl seine Ampel grün war. Mir ist es auch schon fast passiert. Das Auto ist nur 1m vor durchgerast. Das war wirklich Bewahrung! :) 

 

Allgemein ist die Ampelschaltung meinem Empfinden nach manchmal etwas unlogisch. Bei der Kreuzung vor einem unserer Zentren schaltet meine Fußgängerampel grün und gleichzeitig bekommen auch die Rechtsabbieger der Straße, die ich überquere, grün. Also die Autos direkt neben mir fahren gleichzeitig los, wenn ich loslaufen will. Aber mittlerweile habe ich da auch den Dreh raus und schlängel mich gut durch die Autos durch. 

 

Einmal sind die Ampeln komplett ausgefallen. Das war Chaos pur. Alle vier Seiten sind gleichzeitig gefahren. Da kommt man natürlich nicht weit. Auf dem Kreuzungsbereich standen sich dann alle Autos gegenüber und die ganze Kreuzung war dicht. Und dann gab es da auch noch uns Fußgänger, die diese große Kreuzung überqueren wollten. Es war etwas abenteuerlich und nervenaufreibend, aber ich bin heil auf die andere Seite gekommen. 

Nun noch etwas allgemein zu den Straßen. 

Hier in der Stadt ist eigentlich alles geteert. Doch die Straßen sind oft sehr uneben und überall sind Schlaglöcher. Wenn es regnet, verwandeln sich die Straßen deshalb sehr schnell in kleine Seen, weil das Wasser nicht ablaufen kann. 

Manchmal fehlen die Gullideckel. Da sind dann einfach Löcher in der Straße. 

Auf dem Weg zum ersten Zentrum, wo ich immer hinlaufe, war auch ein rießen Loch im Fußweg. Keine Ahnung, was da genau passiert ist. Er war einfach wie abgebrochen. 

Hier in der Ukraine gilt deshalb die Floskel "Augen auf im Straßenverkehr!" meiner Meinung nach auf ganz besondere Weise. 

Auf dem Land in Petrovka sind die meisten Straßen eher wie Feldwege in Deutschland. Wie ich es genau beschreiben soll, weiß ich nicht. Schaut euch am besten einfach die Bilder an. ;)  

 

So, nun nochmal genauer zu meiner oben gestellten Frage.

Wenn ich nicht zu Fuß unterwegs bin, nutze ich öffentliche Verkehrsmittel. 

Da gibt es hier viele verschiedene. Alles ist irgendwie miteinander vernetzt. Man kommt eigentlich schnell überall hin. 

Und vor allem sind die öffentlichen Verkehrsmittel nicht teuer. Eine Fahrt kostet meist nur ein paar Cent.

Zum einen gibt es den "Trolleibus" (Bus mit Oberleitung) und die "Tramwai" (so etwas wie Straßenbahn).

 

Damit bin ich jedoch bisher noch nicht gefahren.

 

Meine meistgenutzten Verkehrsmittel sind folgende: 

Einerseits die "Elektritschka". Bei uns im Erzgebirge würde man dazu vielleicht "Bummelzug" sagen. 

Damit fahre ich immer nach Petrovka. Also zwei mal die Woche je früh und abends. 

Als ich das erste Mal damit gefahren bin, war ich total begeistert. Mich hat der Wagon von innen voll an Züge aus alten Filmen erinnert.

Es gibt beispielsweise keine Anzeigetafeln, welche Haltestelle als nächstes kommt. 

Eine weitere Besonderheit ist, dass immer Leute durch den Zug gelaufen kommen und Dinge, wie Süßigkeiten, Fächer oder Deckchen verkaufen. Oftmals kommt auch ein Mann mit einem Akkordeon und spielt typische Volkslieder. 

Die Elektritschka ist meist sehr voll und trotzdem ist es nicht wirklich laut darin. Mir wurde gesagt, dass das typisch ist, dass man sich ruhig verhält.

Nicht so mein Ding. Deshalb wurden wir auch schon einige Male ermahnt, weil wir zu laut gelacht haben o.ä. 

Außerdem befinden sich eigentlich immer schlafende Menschen im Wagon, die sich gleich über drei Plätze legen. 

Wie sagt man immer so schön? -Das Beste kommt immer zum Schluss! 

Auch in diesem Falle- die "Marschrutka"! Ich hatte euch ja schon einmal vorgewarnt, dass diese Fahrten echt ein Abenteuer sind. (Zumindest am Anfang. Mittlerweile habe ich mich sogar daran gewöhnt.) 

 

Marschrutkas sind kleine, meist gelbe Busse. (Typische Busse, wie wir sie in Deutschland haben, gibt es hier nur selten.)

Auf den Straßen sieht man unzählbar viele Marschrutkas, weil sie alle Orte miteinander vernetzen und alle 3-5 min fahren. Es gibt verschiedene Nummern, die jeweils eine bestimmte Route haben. 

 

Haltestellen existieren, aber die sind nicht so wichtig. Man kann überall einsteigen. Wenn man seine Marschrutka sieht, hebt man einfach die Hand und dann hält sie an und man kann einsteigen.

...bzw. sich reinquetschen. Sehr viele Menschen nutzen dieses Verkehrsmittel. Vor allem morgens und abends ist die Marschrutka einfach nur überfüllt. Und damit meine ich nicht das Deutsche "überfüllt". Als Beispiel folgende Situation: 

An meinem zweiten Tag in der Ukraine wollten wir am Abend aus dem Zentrum heimfahren, doch die Menschen standen schon bis an die Tür gedrängt. Ich dachte: "Toll, da passen wir vier auf keinen Fall mehr mit rein!". Unsere Einheimischen meinten darauf nur: "Ach was, normal. Los, kommt! Einfach rein!". Wir drückten uns irgendwie noch in die Menschenmenge rein, sodass die Tür gerade so zu ging, Beim nächsten Halt stiegen doch ernsthaft noch zwei weitere Leute zu. Das war dann jedoch zu viel des Guten: Die Tür ging nicht mehr zu schließen. Der Mann, der dort stand, versuchte selbst Hand anzulegen und die Tür zuzuschlagen. Es gelang ihm auch, jedoch hatte er seine Hand dabei eingeklemmt. Der Busfahrer hörte sein Schreien erst nach einer halben Minute, weil der Bus ja so voll war. Schrecklich. Aber zum Glück lebte die Hand noch. Ja, und dann stand ich dort nun. Festgeklemmt zwischen Menschen, sodass der Busfahrer bremsen, beschleunigen und durch Schlaglöcher rasen konnte, wie er wollte. Es machte mir nichts aus. Ich war so eingeklemmt, dass ich tatsächlich weder nach vorn, noch zurück, noch sonst irgendwo hinfallen hätte können. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. 

 

Also allgemein gesagt: Ja, es gibt Sitzplätze. Jedoch bekommt man oftmals keinen mehr. Deshalb gilt, sich ganz stark festzuhalten, da die Busfahrer meist sowas von verrückt fahren. Geschwindigkeitsbegrenzungen kennen sie glaube ich nicht. 

Einmal ist der Busfahrer so schnell in ein großes Schlagloch gefahren, dass der Bus etwas außer Kontrolle geriet. Er begann zu schleudern und kippte erst auf die eine, dann auf die andere Seite. Wir wären fast richtig umgekippt. Einige haben sich dabei blaue Flecke geholt. So etwas hatten auch die Ukrainer noch nicht erlebt. 

Anfangs ist mir auf den Fahrten manchmal richtig übel geworden. Nicht nur wegen des Fahrstils. In der Marschrutka ist es immer total heiß und stickig. Außerdem quietschen die Bremsen von den Marschrutkas extremst (macht euch im Video selbst ein Bild davon). Solch eine "Atmosphäre" war wirklich sehr anstrengend, aber mittlerweile ist es tatsächlich normal für mich geworden. 

 

Jetzt fragt ihr euch vielleicht noch: wenn es keine richtigen Haltestellen gibt, wie kann man dann aussteigen? 

Mit roten "Stop-Drückern" wie in deutschen Bussen funktioniert das nicht. 

Jede Fahrt kostes 5 Griwna (=16 Cent). Egal wie weit man fährt. Kurz bevor die Stelle kommt, wo man aussteigen will, tippt man seinen Vordermann an, gibt ihm das Geld und sagt dazu den Ort, wo man aussteigen will. (Das kann eine der offiziellen Haltestellen sein, oder z.B. ein Supermarkt oder so. Irgendeine markante Stelle.) Der gibt das Geld mit der Haltestelle dann weiter durch den Bus, bis es vorn beim Busfahrer angekommen ist.

Wenn man den Sitzplatz direkt beim Busfahrer hat, hat man also viel zu tun, weil man immer das Geld hingeben und die Haltestellen zum Busfahrer sagen muss. 

Auch ich saß jetzt schon öfter auf diesem Platz. Das sorgt dann jedes Mal wieder für lustige Situationen, da ich oft den Namen der Haltestelle nicht verstehe und 3 mal nachfragen muss oder ich das Wort allgemein nicht aussprechen kann. 

Richtig verrückt wird es, wenn man das Geld nicht passend hat. Dann wird erst der große Schein bis vor durchgereicht. Dann wechselt der Busfahrer während des Fahrens. Und dann wird das Wechselgeld wieder durch den Bus gereicht, bis es bei der richtigen Person angekommen ist. 

 

Ich hatte am Anfang echt Zweifel an diesem System, aber es funktioniert tatsächlich. Die Menschen sind ehrlich und behalten auch kein Geld, was ihnen nicht gehört. (Zumindest habe ich es noch nicht erlebt.) 

 

So kann man sich eine typische Marschrutkafahrt vorstellen. Die ersten Tage war es einfach nur ein pures Abenteuer für mich und komplettes Neuland.

Was ich noch erwähnen möchte: In den Marschrutkas wird man auch immer an die Drogen- und Alkoholprobleme hier erinnert. In fast jedem Bus hängt ein "Rauchen, Alkohol und Drogen konsumieren-Verboten-Schild". Schon öfters stand ich neben Drogen- oder Alkoholabhängigen. 

 

Jetzt fahre ich fast täglich mit der Marschrutka, auch allein und habe mich an all das Genannte gewöhnt. 


 

 

 

 

Das soll es gewesen sein. 

Ganz schön viel geworden. Aber naja, über den etwas anderen Verkehr hier kann man halt auch viel berichten. ;) 

 

Ich hoffe, euch geht es gut! 


Seid gesegnet! 

 

Seid ganz lieb gegrüßt aus der Ukraine! 

 

Lea :) 


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GEBETSANLIEGEN

 

DANKEN 

~ dass ich mich so schnell eingelebt habe 

~ dass ich mich bei meiner Stelle so wohl fühle und schon gute Freundschaften geknüpft habe 

~ dass ich bereits seit 5 Monaten gesund bin!! :) 

~ für das gute warme Wetter

~ dass das Familiencamp so bewegend und super war

~ für unseren genialen Urlaub

 

BITTEN 

~ dass ich die Sprache schnell lerne 

~ für die Gemeinschaft im Team und in den Zentren

~ für unsere vielen Sommercamps, für gute Organisation und offene Herzen 

~ für gutes Genießen der letzten Zeit, ohne, dass man mit den Gedanken schon bei der Ausreise hängt

~ für gutes innerliches Abschließen des AUslandsjahres