Wenn selbst das Bestellen beim Bäcker zur Herausforderung wird... - RUSSISCH

Priwjet, Chai, Sdrastwui, Allo liebe Leute! 

 

Dai mnje poschalusta chleb! - Kak dila? - Budisch kuschit? - Dawai, dawai! - Tuda i obratno? - Tui ponimajesch? - Kanjeschno! - Ja ustala. - Otkruitje dwer! - Moschesch pomogat? - Spasibo. - Seitschas ja w fonde. - Ja idu na rabotu. - ...und ich mittendrin. Russisch. 

 

Vielleicht fragt ihr euch jetzt - Russisch? Ich dachte, du bist in der Ukraine?! 

Richtig, ich bin in der Ukraine, aber hier in Odessa spricht man hauptsächlich Russisch. Darüber bin ich auch sehr froh, da ich in der Schule bereits 7 Jahre Russisch hatte. Somit bringe ich ein paar Vorkenntnisse mit und es geht etwas schneller mit Lernen. 

Ukrainisch ist nämlich nochmal sehr unterschiedlich. Das bemerke ich beim Hausaufgaben machen mit den Kindern oder im Supermarkt. Da ist alles auf Ukrainisch geschrieben, aber irgendwie kommt man da auch durch. Vor allem wenn solche Worte wie "Zucker" auf Ukrainisch "Zuckor" heißen. ;) 

 

Aber nun zum Russisch. In den ersten zwei Wochen habe ich nur so einzelne Worte verstanden, danach Phrasen und mittlerweile sogar kleine Gespräche, die man so täglich auf Arbeit hört. Außerdem musste man sich erstmal überwinden zu sprechen. Mit der Zeit kommt man langsam rein und ich durchblicke Russisch mit jedem Tag ein bisschen mehr. Das Sprache lernen hat hier definitiv schon für echt viel Spaß gesorgt. 

 

 

Hier ein paar Eindrücke aus meinen ersten Wochen: 

 

Mein Schulrussisch war okay. Ein paar Grundbegriffe konnte ich und auch die Grammatik hatte ich grob verstanden. Das bringt mir hier auf jeden Fall etwas. 

Aber trotzdem wurde ich oft nicht verstanden, weil meine Aussprache so schlecht war, dass das Wort nicht wieder erkannt wurde. Oder ich dadurch etwas gesagt hatte, was eine ganz andere Bedeutung hatte.

Ein Beispiel: Ich wollte einfach nur ein Wasser. Doch nachdem ich das auf Russisch gesagt hatte, schauten mich alle erschrocken an und fragten: "Lea, weißt du, was du gerade gesagt hast?" Es stellte sich heraus, dass es bei diesem Satz sehr entscheidend ist, beim Wort "Wodu" (Wasser) das O zu sprechen. Ich hatte es wie ein A ausgesprochen, was dann bedeutete "Ich will in die Hölle gehen." 

 

Weiterhin ist mir aufgefallen, dass Russisch eine Sprache mit einer extremen "Feinmotorik" ist. Man muss wirklich bei jedem Wort genau drauf achten, wo man seine Zunge hat oder wie man seinen Mund formt. Es gibt zwei verschiedene S-Laute und vier verschiedene Zischlaute (sssch, sch, schtsch, tsch). Nach ca. vier Wochen habe ich angefangen wirklich einen Unterschied zwischen diesen sch's zu hören. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich verbessert wurde, weil ich ein falsches S oder Sch gesprochen habe. Aber das ist echt so kompliziert. Du musst dich bei jedem Wort genau konzentrieren. 

Außerdem gibt es im Russischen noch ein Weichheitszeichen. Das kann man gefühlt einfach hinter jeden beliebigen Buchstaben schreiben und dann wird dieser wieder anders, halt weicher ausgesprochen. Aber sprech mal ein weiches D noch weicher aus?! 

 

Noch etwas schwieriges: Von jedem Verb gibt es zwei Versionen. Die eine für regelmäßige Tätigkeiten und die andere Version für unregelmäßige....oder so ähnlich. Das habe ich in der Schule nie verstanden. Aber seit einer Woche durchblicke ich es tatsächlich langsam ein bisschen, wann man was nehmen muss. Aber nur ein bisschen. ;) 

 

 

Wie ihr seht ist Russisch echt kompliziert und einige Worte scheinen mir einfach unaussprechbar. 

Aber ich bin sehr bemüht, schnell Russisch zu lernen, weil es manchmal so anstrengend und deprimierend für mich ist, wenn man den ganzen Tag irgendwelche zusammengenuschelten Silben um sich hört, die man einfach nicht versteht.

Ich gehe 2x die Woche in einen Sprachkurs und lerne immer viele Vokabeln, vor allem in der Elektritschka auf dem Weg nach Petrovka. Das ist jedes Mal eine sehr produktive Zeit. Ich freue mich über jeden Fortschritt, den ich mache. 

 

 

 

Nun folgen noch ein paar diverse Situationen, die dadurch entstehen, wenn man in einem Land lebt, dessen Sprache man nicht beherrscht...

 

> Zu allererst sind unsere Gespräche mit unseren Nachbarn zu erwähnen. Zur Begrüßung brachte uns das 17-jährige Mädchen etwas zu Essen vorbei. Meiner Meinung nach hatte sie uns noch in einer Stunde zum Tee trinken eingeladen. Als wir dann zur besagten Zeit vor ihrer Tür standen, war sie total verwirrt und hatte keinen Plan, warum wir da sind, Da hatte sie wohl doch nicht davon gesprochen, wovon ich dachte.

Außerdem ist unsere Nachbarin unsere Ansprechpartnerin, wenn es irgendwelche Probleme mit der Haustechnik gibt (was nicht unbedingt selten vorkommt). Das müsst ihr euch dann immer ungefähr so vorstellen: Wir versuchen, ihr mit gebrochenen russischen Wörtern unser Problem zu schildern. Gestikulieren sehr viel. Oder zeigen ihr ein Bild. ...man muss einfach kreativ werden. Irgendwie versteht sie dann schon irgendwann, was los ist. Dann kommt sie mit zu unserem Haus, schaut sich alles an und beginnt in absolut schnellem Russisch mir irgendetwas zu erklären. Ich stehe dann meist total überfragt vor ihr und sage: "Wiederhole das bitte nochmal LANGSAM!". Nun ja, langsamer ist es meist nicht, aber nach einer gewissen Zeit kriege ich dann schon mit, was sie von mir will. 

Das ist wirklich jedes Mal lustig, weil wir uns meist beide gegenseitig nicht wirklich verstehen. 

 

> Einkaufen ist auch jedes Mal witzig. Vor allem, wenn man an Theken irgendetwas bestellen muss. Immer wieder eine Herausforderung. 

Als wir vor kurzem in einem Schnellrestaurant, wie MC Donalds etwas essen wollten, haben wir unbewusst irgendwie alles doppelt bestellt. Keine Ahnung wie. Aber das passiert halt, wenn man die Sprache nicht kann. Die Verkäuferin ist auch stutzig geworden und hatte nochmal nachgefragt, ob wir wirklich alles doppelt wollen-das haben wir in dem Moment aber nicht verstanden gehabt. Deshalb haben wir einfach mal mit "Ja" geantwortet. Letztlich hatten wir dann 2 L Cola, 4x Pommes und 3x Burger - zu zweit. Das war Gönnung pur. :D Eine Stunde haben wir daran gegessen. 

Eine weitere Verkäuferin muss sich auch sehr auf-den-Arm-genommen vorgekommen sein, als Christin konsequent immer wieder auf die Frage "Zum hier essen oder mitnehmen?" mit "Ja" geantwortet hat. Diese Antwort passt halt leider doch nicht immer. ;) 

 

> Als ich letztens mit jemandem über meine Familie in Deutschland geredet habe, wollte ich sagen, dass meine Cousine schon verheiratet ist. In dem Moment hab ich da nur blöderweise das Wort "verheiratet" mit "gestorben" verwechselt. Ich war der vollsten Überzeugung, dass "umerla" verheiratet heißt und habe mit einem Lächeln im Gesicht und Begeisterung das dem Mädchen erzählt. Ihre Reaktion war pure Verwirrung, verständlicherweise. Als ich dann bemerkte, was ich gesagt hatte, habe ich schnell noch alles richtig gestellt. ;) 

 

> Nicht nur für uns ist das alles sehr lustig mit der Sprache, sondern vor allem auch für die Einheimischen. Unser Akzent muss wirklich sehr speziell klingen. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft über mein Russisch bereits gelacht wurde. :D

Im Zentrum von Kindern, wenn man irgendetwas falsches gesagt hat. 

Oder beim Essen bestellen. Vor kurzem hat eine Verkäuferin so sehr mit sich kämpfen müssen, nicht total loszulachen, als wir gesprochen haben. 

In der Marschrutka (kleine Busse) meinte der Busfahrer sogar letztens zu mir, dass ich nochmal wiederholen sollte, was ich gesagt hatte. Als ich das tat, hat er im vollen Ernst so einen Lachanfall bekommen. 

Aber was solls-da muss man drüber stehen und einfach mit lachen. 

 

 

Das Sprache lernen ist also echt ein Abenteuer für sich. 

Mittlerweile nach den sechs Wochen, die ich hier bin, sieht es ungefähr so aus: Die Dinge auf der Arbeit verstehe ich ganz gut. Also wenn mir jemand sagt -Schneide Brot!- oder -Kannst du bitte ... machen/geben/...- ist das kein Problem. Sogar den Bibelunterricht mit den Kindern oder Gebete kann ich mittlerweile sinngemäß verfolgen. Außerhalb der Arbeit, also im Supermarkt oder im Bus ist das Verstehen dann schon wieder schwerer. 

Wenn sich Ukrainer normal miteinander unterhalten, bin ich meist schnell raus, weil sie so sehr nuscheln und so extremst schnell und undeutlich reden.

Das selbst sprechen ist defintiv auch nochmal etwas ganz anderes. Schwerer als Verstehen. Einen kleinen Small-Talk führen, geht gut. Für tiefgründigere Gespräche fehlt es mir an Vokabeln. Oftmals wurde mir auch schon Google Übersetzer oder Englisch zu einer angenehmen Hilfe. 

 

Also mein Russisch hat sich wirklich schon verbessert, aber vom richtigen Sprechen und Verstehen bin ich noch weit entfernt, würde ich sagen. Aber das ganze braucht einfach Zeit. 

Ich bin gespannt, wann ich das erste Mal problemlos durch einen Tag komme, ohne nachfragen zu müssen. Das wird sicher cool! :) 

 

Bis dahin genieße ich es noch, täglich peinliche und lustige Situationen zu erleben. :D

 

 

Ach ja noch etwas: Mittlerweile, habe ich so das Gefühl, dass ich gar keine Sprache mehr richtig beherrsche. Mein Deutsch beginnt, sich etwas zu verschlechtern, weil man es nicht mehr so viel spricht. Manchmal vergesse ich deutsche Begriffe. Vor kurzem hat mich eine Woche lang die Frage begleitet, was gleich der deutsche Begriff für "Schrubber" ist. Weiterhin ist mein Satzbau manchmal eigenartig, oder ich weiß einfach nicht mehr, wie man das richtig sagt. Aber naja, ich finde auch das eigentlich ziemlich lustig. In Deutschland kommt das dann schon alles wieder. 

 

 

Das solls gewesen sein - Poka aus Odessa! 

 

Eure Lea 

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GEBETSANLIEGEN

 

DANKEN 

~ dass ich mich so schnell eingelebt habe 

~ dass ich mich bei meiner Stelle so wohl fühle und schon gute Freundschaften geknüpft habe 

~ dass ich bereits seit 5 Monaten gesund bin!! :) 

~ für das gute warme Wetter

~ dass das Familiencamp so bewegend und super war

~ für unseren genialen Urlaub

 

BITTEN 

~ dass ich die Sprache schnell lerne 

~ für die Gemeinschaft im Team und in den Zentren

~ für unsere vielen Sommercamps, für gute Organisation und offene Herzen 

~ für gutes Genießen der letzten Zeit, ohne, dass man mit den Gedanken schon bei der Ausreise hängt

~ für gutes innerliches Abschließen des AUslandsjahres